Mein Konto
    Abschussfahrt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Abschussfahrt
    Von Christoph Petersen

    Ich wurde von der Redaktion in die Pressevorführung der Klassenfahrt-Komödie „Abschussfahrt – Vier ist einer zu voll“ geschickt, weil ich mich am lautesten über den Doppelkalauer im Titel beömmeln konnte. Und gegen eine gute Teen-Comedy habe ich auch nichts, „American Pie“ ist sogar ein Platz in meiner persönlichen Lieblingsfilm-Top-Ten sicher. Aber die Prager Sauftour, auf die der Regisseur und Autor Tim Trachte vier Oberstüfler in „Abschussfahrt“ schickt, macht trotzdem keine Laune. Selbst wenn die Protagonisten am Ende mit einem Tiger aufm Klo dastehen oder der Familienwagen im Swimmingpool landet, muss sich das Publikum bei einem guten Partyfilm wie „Hangover“ oder „Project X“ beim Abspann unbedingt wünschen, es wäre selbst dabei gewesen - koste es was es wolle! Aber was die jugendlichen Hormonopfer hier im nächtlichen Prag veranstalten, ist trotz Schlammcatchen und Panzerfahren so ermüdend öde, dass die meisten Zuschauer der angeblichen Wahnsinnsnacht wohl selbst einen Sofaabend mit der „Lindenstraße“ vorziehen würden. „Abschussfahrt“ sollte offenbar ein deutsches „American Pie“ werden, herausgekommen ist aber etwas auf dem Niveau der humorlosen Direct-to-DVD-Ableger wie „American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen“.

    Auf Klassenfahrt kann man ja nicht ernsthaft wie vom Lehrer (Alexander Schubert) verordnet die Nacht auf dem Zimmer verbringen, also schleichen sich die besten Kumpels Paul (Tilman Pörzgen), Max (Max von der Gröben) und Berny (Chris Tall) bewaffnet mit Papas Kreditkarte und ihrem autistischen Mitschüler Magnus (Florian Kroop) heimlich raus, um mit der gemieteten Limousine das Prager Nachtleben unsicher zu machen. Aber dann landen die Abiturienten nach einem Missverständnis nicht nur statt in der Edeldisco in einem abgefuckten Sexclub, dessen Besitzer kidnappt auch noch Magnus und verlangt von den Schülern, für ihn ein Drogenpaket auszuliefern. Blöd nur, dass bei dem Kurierjob nicht nur einer von Bernys Fingern, sondern auch die Tasche mit dem Drogengeld abhandenkommt…

    Es hat damals exakt zehn Sekunden gedauert, bis wir mit dem sockenonanierenden Jason Biggs in der Auftaktsequenz von „American Pie“ mitgelitten haben – die Figuren in „Abschussfahrt“ sind einem hingegen auch nach 90 Minuten noch herzlich egal, was auch am enttäuschenden Cast liegt: Hauptdarsteller Tilman Pörzgen bleibt blass, „Fack ju Göhte“-Star Max von der Gröben ist als depperter Boxersprössling völlig unterfordert und Ex-„Germany’s Next Topmodel“-Kandidatin Lisa Volz sagt ihre Dialoge als Pauls heimlicher Schwarm Julie stocksteif ohne einen Hauch von Natürlichkeit auf. Einzig Youngster-Comedian Chris Tall bringt als Berny einen Hauch von Lebendigkeit in die Bude und empfiehlt sich so für die Lücke, die der inzwischen 33-jährige Axel Stein in der deutschen Comedy-Szene hinterlassen hat. Trotzdem bleibt es dabei: Das sind im Gegensatz zu Stifler oder Paul Finch alles keine Typen, mit denen man Party machen will – weder in echt, noch auf der Kinoleinwand. Da können sie sich noch so viele Finger abhacken oder Panzergeschütze auffahren.

    Fazit: Was im Produktionsmeeting als „American Pie“ trifft „Hangover“ mit einem Schuss Tarantino noch wie eine gute Idee geklungen haben mag, ist auf der Leinwand kein bisschen lustig.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top