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    Book Club - Das Beste kommt noch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Book Club - Das Beste kommt noch
    Von Antje Wessels

    In den USA ist „Book Club – Das Beste kommt noch“ bereits in den Kinos gelaufen – und zwar sehr erfolgreich: Sein Budget von zehn Millionen Dollar hat Bill Holdermans 60+-Komödie allein dort zigfach wieder eingespielt, was wohl auch daran liegt, dass der „Picknick mit Bären“-Autor einen gewieften Kniff gefunden hat, um Jung und Alt gleichermaßen anzusprechen: Wenn die vier Hauptdarstellerinnen, von denen Mary Steenburgen mit 65 die Jüngste ist, hier den SM-Megaseller „Fifty Shades Of Grey“ in ihrem Buchclub auseinandernehmen, dann geht es sowohl um die Nöte der Generation 60 plus, etwa wenn sich die Töchter plötzlich vollkommen irrationale Sorgen um das Wohlbefinden ihrer Mütter machen. Zugleich ist es aber auch einfach eine universelle, erfrischend-charmante romantische Komödie, wenn die vom Lesen des SM-Bestsellers angespornten Seniorinnen ihr Liebesleben wieder aufflammen lassen wollen, aber dabei in so ziemlich jedes denkbare Fettnäpfchen treten.

    Seit ihrer Schulzeit treffen sich die Freundinnen Vivian (Jane Fonda), Diane (Diane Keaton), Carol (Mary Steenburgen) und Sharon (Candice Bergen) regelmäßig im Rahmen eines Buchclubs. Aktuell ist der Erotikroman „Fifty Shades Of Grey“ dran, den die Frauen bis zum nächsten Treffen lesen sollen, um dann über den fragwürdigen Inhalt zu diskutieren. Während Diane sich vor allem an der hundsmiserablen Qualität des Buches stört, wecken die von der Autorin E.L. James geschilderten Sexspielchen zwischen Anastasia und Mister Grey durchaus auch erotische Gelüste. Während Vivian einen verflossenen Liebhaber zu daten beginnt und die angesehene Richterin Sharon plötzlich Online-Partnerbörsen für sich entdeckt, müssen sich Diane und Carol mit ihren Familien herumschlagen: Diane wird permanent von ihren erwachsenen Töchtern bevormundet, während sich Carol nichts sehnlicher wünscht, als endlich wieder mit ihrem Ehemann intim zu werden…

    In erster Linie lebt „Book Club“ von seinem hochkarätigen Ensemble. Jane Fonda (Oscars für „Klute“ und „Sie kehren heim“), Diane Keaton (Oscar für „Der Stadtneurotiker“), Candice Bergen (Oscarnominierung für „Auf ein Neues“) und Mary Steenburgen (Oscar für „Melvin und Howard“) bilden ein grundsympathisches Quartett, dessen jahrzehntelange Freundschaft von Anfang an außer Frage steht. Diesen vier Schauspielgrößen bei ihren leidenschaftlichen Buchinterpretationen zuzusehen, bereitet auf vielen Ebenen Spaß: Die Frauen geben sich nicht bloß liebenswerten Rückhalt und passen aufeinander auf, sie animieren sich auch gegenseitig dazu, neue Dinge zu wagen, Probleme zu lösen und es sich auch im Alter gut gehen zu lassen, selbst wenn es dazu auch mal des einen oder anderen Tritts in den Hintern bedarf.

    Wie bei Ensemblekomödien nun mal Usus, sind die vier Frauen natürlich möglich gegensätzlich gezeichnet: Die selbstbewusste Vivian teilt allzu gern ihre amourösen Erfahrungen, ganz im Gegensatz zur Spießerin Sharon, für die schon Online-Dating einer absoluten Entblößung gleichkommt. Diane will sich nach dem Tod ihres Mannes endlich wieder neu verlieben, während Carol wiederum versucht, die Leidenschaft in ihrer Ehe neu zu entfachen – notfalls auch mit Viagra im Cocktail. Wenn sich die Gespräche - angefacht durch die „Fifty Shades Of Grey“-Lektüre - schließlich immer mehr auf das Thema Sex verlagern, kommen endlich alle aus sich raus, teilen auch ihre intimsten Gelüste und lassen sich nicht nur von dem Buch selbst inspirieren, sondern vor allem auch vom reichlichen Erfahrungsschatz der Freundinnen. Eine Art „Sex And The City“ für die Generation Grau sozusagen. Wobei die körperliche Liebe hier zwar ausschweifend diskutiert, aber nicht wie etwa in Andreas Dresens Liebesdrama „Wolke 9“ auch explizit gezeigt werden würde – das ist eben der Unterschied zwischen Mainstream und Arthouse.

    Auch wenn das Herzstück von „Book Club“ die regelmäßigen Zusammentreffen der Freundinnen sind, ist die Komödie die meiste Zeit wie ein Episodenfilm aufgebaut. Bill Holderman folgt jeder der Frauen in ihrem jeweiligen Umfeld und macht daraus vier für sich stehende Miniaturen, von denen einige mehr, andere weniger gelungen sind. Carols Versuche, ihren Mann endlich wieder zu einem aktiven Sexleben zu bewegen, erweisen sich als weitgehend spannungsarm und enden auf einer eher unspektakulären Note, während sich zwischen Vivian und ihrem Ex-Lover Arthur (Don Johnson) vor allem auf der Zielgeraden charmant-komische Diskussionen darüber ergeben, weshalb die beiden nicht zusammen sein können, obwohl sie doch ganz offensichtlich füreinander bestimmt sind.

    Die Highlights bilden dagegen die Geschichten rund um Diane und Sharon: Wenn die zugeknöpfte Richterin die Welt des Online-Datings für sich entdeckt, trifft sie dabei auf viele interessante Zeitgenossen, von denen sich einige als echte, aber eben auch sehr unterhaltsame Freaks entpuppen. Diane hat dagegen einen der lustigsten Running-Gags auf ihrer Seite, wenn ihre überfürsorglichen Töchter bemüht sämtliche Gefahrenquellen und Risiken aus dem Leben ihrer Mutter zu verbannen versuchen und es dabei versäumen, ihre Mutter nach ihren eigenen Sorgen und Wünschen zu befragen. Kameramann Andre Dunn („Kindeswohl“) verpackt all das in harmonische Bilder, die Komponist Peter Nashel („I, Tonya“) mit einem verspielt-beschwingten Score untermalt – ein rundum Wohlfühlpaket also.

    Fazit: „Book Club - Das Beste kommt noch“ ist eine grundsympathische Feelgood-Komödie über vier Freundinnen, die im hohen Alter noch einmal Lust auf ein aktives Liebesleben bekommen.

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