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    Godzilla x Kong: The New Empire
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Godzilla x Kong: The New Empire

    Monster-Wrestling satt!

    Von Pascal Reis

    Adam Wingard hat das sogenannte MonsterVerse mit „Godzilla Vs. Kong“ wieder auf Zack gebracht! Losgelöst von den (übertriebenen?) künstlerischen Ambitionen eines Gareth Edwards („Godzilla“ von 2014) oder Jordan Vogt-Roberts („Kong: Skull Island“), die nicht nur denkwürdige, sondern auch inhaltlich hintergründige Bildwelten auf die große Leinwand bringen wollten, war für das „The Guest“-Mastermind nur eine Sache von Belang: der Spaßfaktor. Die Rechnung ging auf: Selbst wenn „Godzilla Vs. Kong“ vielleicht nicht der beste Eintrag in das MonsterVerse war, so war er doch mit Sicherheit der launigste.

    Mit „Godzilla X Kong: The New Empire“ wurde Adam Wingard nun das Privileg zuteil, als erster Regisseur überhaupt einen zweiten Film innerhalb des MonsterVerse in Szene setzen zu dürfen. Dabei knüpft der Filmemacher erneut an die Stärken und Schwächen seines unmittelbaren Vorgängers an: Das Titanen-Gekloppe kracht weiterhin zünftig und übertrifft „Godzilla Vs. Kong“ in Sachen Hemmungslosigkeit sogar noch. Die eher bremsenden als befeuernden menschlichen Figuren drosseln die Freude am Monster-Spektakel aber weiterhin.

    Warner Bros.
    Jetzt mit purpurnen Rückenplatten: Godzilla hat für den neuen Film auch modisch noch mal aufgerüstet.

    Nachdem Godzilla und Kong gemeinsame Sache gemacht haben, um Mechagodzilla in die Knie zu zwingen, gehen die beiden Titanen wieder ihrer Wege. Während Godzilla auf der Erde sein Territorium verteidigt, ist Kong in die Hohlerde zurückgekehrt. Solange sich die beiden nicht in die Quere kommen, ist der Friede gewahrt – jedenfalls vorerst. Denn schon bald erreicht das Team um Monarch-Agentin Dr. Illene Andrews (Rebecca Hall) ein mysteriöses Signal aus der Hohlerde.

    Zusammen mit ihrer Adoptivtochter Jia (Kaylee Hottle), dem Podcaster Bernie Hayes (Brian Tyree Henry) sowie dem Tierarzt Trapper (Dan Stevens) begibt sie sich unter die Erdoberfläche, um der Sache auf den Grund zu gehen. Schon bald wird ihnen klar, dass eine Jahrtausende alte Bedrohung nur darauf wartet, endlich wieder die Macht für sich zu beanspruchen – und diese kann nur besiegt werden, wenn Godzilla und Kong sich noch ein weiteres Mal zusammentun...

    Titan mit Zahnschmerzen

    Adam Wingard lässt seinem Publikum von Beginn an keine Zeit zum Verschnaufen, aber das ist eben die grundsätzliche inszenatorische Devise seiner MonsterVerse-Blockbuster: Nachdem das Logo von Studio Warner Bros. verschwunden ist, sehen wir King Kong durch die Weiten der Hohlerde stampfen – in diesem Fall ist es aber kein morgenmuffeliger Gang zum nächsten Wasserfall, um ein Bad zu nehmen (das kommt erst später). Stattdessen wird er von einem Rudel zähnefletschender Bestien verfolgt, die wohl am ehesten als eine überdimensionale Mischung aus Hyänen und Ratten beschrieben werden können.

    Es entspinnt sich eine halsbrecherische Verfolgungsjagd, die nicht nur Kongs brachiales Gemüt unter Beweis stellt, wenn er eines der Viecher über seinem Kopf in zwei Teile reißt, woraufhin sich eine Wagenladung grünes Blut und Eingeweide über seinem Fell verteilt. Sie zeigt auch, dass dem Riesenaffen inzwischen die Gegner ausgegangen zu sein scheinen. Viel größere Probleme bereitet ihm da schon ein unangenehm pochender Eckzahn, den er im Gegensatz zu den Rattenviechern eben nicht aus eigener Kraft aus der Welt schaffen kann.

    Warner Bros.
    King Kong bekommt diesmal einen Power-Handschuh á la Iron Man, um noch stärker zulangen zu können.

    Diese Eröffnungssequenz veranschaulicht die zentralen Stärken von „Godzilla X Kong: The New Empire“: Wenn sich der Film voll und ganz auf seine gigantischen Helden konzentriert, dann besticht Wingards Inszenierung durch Temporeichtum, Fabulierlust und jede Menge Charme. Das gilt auch für den ersten Auftritt von Godzilla, der sich in Rom eine satte Prügelei mit einer arachnoiden Bestie liefert, um es sich dann nach getaner Arbeit einfach mal ganz nonchalant mitten im Kolosseum für ein Nickerchen gemütlich zu machen.

    Wie wir es aus dem MonsterVerse inzwischen gewohnt sind, gehören die Filme aber eben nicht nur den Monstern, sondern auch den Menschen – und das sorgt, ebenfalls bekannterweise, für Probleme. Mit Dr. Illene Andrews, Jia und Bernie Hayes bekommen wir drei vertraute Figuren vor die Nase gesetzt, die sich im Vergleich zu „Godzilla Vs. Kong“ kein Stück weiterentwickelt haben und vor allem damit beschäftigt sind, entweder bedeutungsschwangere Dialoge zu führen oder pseudowissenschaftliche Zusammenhänge als Exposition für die große Monster-Schlacht im Finale herunterzubeten (selbst wenn die letztendlich eh keinen wirklichen Sinn ergeben).

    Die alten Probleme bleiben

    Das ist im Falle von „Godzilla X Kong“ sogar besonders ermüdend, weil den Menschen diesmal mehr Raum zugesprochen wird als noch im Vorgänger (und schon dort waren die menschlichen Zeitgenossen allenfalls prominente Stichwortgeber). Vor allem die Beziehung zwischen Jia und Illene fällt als gewaltiger Störfaktor auf, wenn Rebecca Hall immer wieder über den Wert des Mutterseins sowie des Zusammenhalts sinnieren darf. Hier wird den Menschen nur leider keine zwischenmenschliche Tiefe verliehen, vielmehr müssen sich die Schauspieler und Schauspielerinnen durch platte Worthülsen mühen, die ohnehin nur nebensächlicher Natur sind.

    Die positive Ausnahme bildet Cast-Neuling Dan Stevens („Legion“) als Tierarzt Trapper. Auch wenn sein Charakter ebenfalls völlig eindimensional bleibt und einige der locker-lässigen Sprüche eher bemüht wirken, spielt sich der Brite selbst durch die ödesten Expositionsmonologe mit unbekümmerter Verve und trägt dabei einen grandios überzogenen australischen Akzent vor sich spazieren. Das passt dann auch viel besser zu Wingards grundsätzlichem Ansatz, die Stumpfheit zum Trumpf zu erheben.

    Wenn es kracht, dann richtig!

    Denn die allermeisten Zuschauer und Zuschauerinnen dürften sich „Godzilla X Kong“ wohl nur aus einem Grund anschauen: wegen der ausufernden Monster-Keilereien. Und hier liefert Wingard definitiv ab! Auch wenn es eine Weile dauert, bis es nach dem Auftakt ein weiteres Mal so richtig auf der Leinwand kracht, übertrifft das hier zelebrierte Fressepolieren „Godzilla Vs. Kong“ sogar noch.

    Wenn King Kong und der inzwischen mit purpurnen Rückenplatten ausgestattete Godzilla zwischen Pyramiden endlich aufeinander losgehen, dann sieht das dank der ägyptischen Kulisse nicht nur verdammt episch aus. Die beiden Monster-Urgesteine dürfen auch knallige Wrestling-Moves auspacken, die einfach nur mächtig Laune bereiten: WWE-Legenden wie der Undertaker wären sicherlich mit Stolz erfüllt, wenn sie sehen würden, wie sauber hier ein Bodyslam zum Einsatz kommt!

    Warner Bros.
    Skar King verbreitet mit seiner Wirbelsäulenpeitsche für Furcht und Schrecken in der Hohlerde.

    Auch der neue Oberbösewicht, der sogenannte Skar King, eine imposante Kreuzung aus Orang-Utan und Schimpanse, sorgt nicht nur dank einer ganzen Affenarmee im Rücken für reichlich Schauwerte. Mit seiner Wirbelsäulenpeitsche, an dessen Ende sich ein leuchtender Kristall befindet (dessen Hintersinn an dieser Stelle nicht gespoilert werden soll), darf richtig zulangen. So sehr sogar, dass King Kong erst ein hochtechnologisierter Iron-Man-Panzerhandschuh verpasst werden muss, damit seine Schläge auch den notwendigen Punch entwickeln!

    Das Finale ist dann einmal mehr der Höhepunkt der Überwältigungsstrategie. War es in „Godzilla Vs. Kong“ noch das nächtliche Hongkong, das im Neonlicht den perfekten Kriegsschauplatz geboten hat, so wird in „Godzilla x Kong“ die große Schlacht nicht nur über, sondern auch unter der Erde geführt. Aber das ist noch nicht alles: Neben einigen Überraschungsauftritten prügeln sich die Kreaturen hier auch zeitweise in der absoluten Schwerelosigkeit, was den krawalligen Eskapismus noch eine Stufe näher zur Ekstase führt!

    Aus der Hohlerde lässt sich sicher noch viel mehr machen

    Schade ist dennoch, dass die Schauplätze, die sich in diesem Fall über die Erde, die Hohlerde und ein weiteres Reich unterhalb der Hohlerde erstrecken, weder ausgiebig als Kampfarenen noch für eine Erkundungsexpedition in bester „Reise zum Mittelpunkt der Erde“-Manier genutzt werden. Zu Anfang des Films wird noch vollmundig erklärt, dass bislang nur fünf Prozent dieser Welt unter unseren Füßen erschlossen wurde. Doch für neue Impulse wird diese Erkenntnis nicht genutzt, und die Ausmaße dieser Welt nie wirklich deutlich. Hier darf Adam Wingard für seinen möglichen dritten Teil gerne noch mehr bieten als paradiesische Täler, erhabene Bergketten und sinnlich plätschernde Wasserfälle.

    Fazit: Adam Wingard macht genau dort weiter, wo er mit „Godzilla Vs. Kong“ vor drei Jahren aufgehört hat: Die Monster-Action kracht gewaltig und kann den Vorgänger in Sachen Hemmungslosigkeit sogar noch einmal überbieten. Die menschlichen Figuren hingegen bleiben weiterhin blutarm und uninteressant – ausgenommen Dan Stevens, zumindest der hatte nämlich sichtlich Spaß an seiner Rolle.

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