Mein Konto
    Streaming-Tipp: Einer der besten Serienkiller-Thriller aller Zeiten – mit einem "Game of Thrones"-Star, den damals noch niemand kannte
    Lars-Christian Daniels
    Lars-Christian Daniels
    Hollywood-Blockbuster schaut Lars immer seltener – das neueste James-Bond-Abenteuer lässt er sich aber nie entgehen. Ansonsten trifft man den vielleicht größten "Tatort"-Experten des Landes vor allem auf Filmfestivals und im Arthouse-Kino.

    Ole Bornedals „Nightwatch“ zählt zu den meistgelobten skandinavischen Filmen, gilt aber auch heute noch als Geheimtipp. Ehe die Fortsetzung „Nightwatch 2“ im Kino startet, solltet ihr den Horrorfilm mit Nikolaj Coster-Waldau unbedingt nachholen.

    Als Ole Bornedals „Nightwatch – Nachtwache“ 1994 in den dänischen Kinos startete, war das der Auftakt zu einem Siegeszug um den ganzen Globus: Der Debütfilm des späteren „Possession“-Regisseurs war in seinem Heimatland ein Überraschungserfolg und entwickelte sich schnell zum international gefeierten Horrorhit. Auch dank des ein Jahr später veröffentlichten Dogma-Manifests mauserte sich Dänemark sogar für lange Jahre zur aufregendsten nicht-englischsprachigen Filmnation der Welt – und Bornedals Film machte den damals noch völlig unbekannten Hauptdarsteller Nikolaj Coster-Waldau (der den meisten von uns durch seine Rolle als Jamie Lannister im HBO-Hit „Game of Thrones“ bekannt sein dürfte) über Nacht zum Star.

    Der große Erfolg blieb Hollywood nicht verborgen: Schon drei Jahre später schickte Bornedal ein ambitioniertes Remake mit Hauptdarsteller Ewan McGregor ins Rennen um die Gunst des Publikums, blieb mit „Freeze – Alptraum Nachtwache“ aber auch kommerziell hinter seinem Originalfilm zurück. Ehe nun im Mai dessen Fortsetzung „Nightwatch 2 – Demons Are Forever“ in den Kinos startet, solltet ihr daher lieber den skandinavischen Erstling nachholen. Aktuell könnt ihr diesen für einen schmalen Taler auf Prime Video streamen:

    Darum geht es in „Nightwatch“

    „Ich sitze doch nur die ganze Nacht auf meinem Hintern“, spielt der Jurastudent Martin (Nikolaj Coster-Waldau) seinen neuen Nebenjob in einem Kopenhagener Krankenhaus anfangs herunter. Doch seine Freundin Kalinka (Sofie Grabol), sein Kumpel Jens (Kim Bodnia) und dessen Freundin Lotte (Lotte Andersen) sind sich da nicht so sicher: Martin jobbt als Nachtwächter in der Gerichtsmedizin und ist fast ausschließlich von Leichen umgeben. Nachdem ihn sein erfahrener Vorgänger in seine Aufgaben eingeführt hat, häufen sich die unheimlichen Vorkommnisse…

    Arthaus
    Nur ein Job wie jeder andere? Jurastudent Martin (Nikolaj Coster-Waldau) bei seinem nächtlichen Rundgang in der Leichenhalle.

    … und Martin erhält schon bei einer seiner ersten Nachtschichten Besuch von Kriminalinspektor Peter Wörmer (Ulf Pilgaard). Der jagt gerade einen gefährlichen Serienmörder, der es auf Prostituierte abgesehen hat, die nach ihrer Ermordung direkt in Martins Gerichtsmedizin landen. Nachdem Jens sich mit der Prostituierten Joyce (Rikke Louise Andersson) einlässt und diese auch bei Martin auf Tuchfühlung geht, bringt das nicht nur seine bis dato glückliche Beziehung mit Schauspielerin Kalinka ins Wanken: Der Student gerät plötzlich selbst unter Tatverdacht…

    Thrill auf mehreren Ebenen

    Was den im Original mit „Nattevagten“ betitelten Film von den unzähligen Slasher-Filmen der 90er Jahre und vielen mehr oder weniger gelungenen 08/15-Produktionen um perfide Frauenmörder abhebt, sind seine (besonders in Bezug auf Martin, Jens und Kalinka) sehr tiefgründige Charakterzeichnung und der kontinuierliche Spannungsaufbau. Statt mit einem großen Knalleffekt – im Slashergenre oft der spektakuläre erste Mord des Killers – startet der Erstling von Ole Bornedal nämlich vergleichsweise harmlos: Nach dem zitierten Dinner im Freundeskreis wird Martin erstmal von seinem erfahrenen, nun vor dem Ruhestand stehenden Vorgänger (Gyrd Löfqvist) eingearbeitet.

    Arthaus
    Sind hier wirklich alle tot? Martin (Nikolaj Coster-Waldau) und sein Vorgänger (Gyrd Löfqvist) bei der Einarbeitung in der Rechtsmedizin.

    Schon bei der ersten Begehung der Rechtsmedizin beginnen wir zu ahnen, was auf uns zukommt: Wenn über Leichentischen eine Notfallleine hängt, die einen Alarm auslösen kann, wenn ein Toter gar nicht tot ist, und ausdrücklich betont wird, dass das natürlich nie vorkommt, wissen Genrekenner und -Kennerinnen schnell, wo der Hase später lang läuft. Ein rätselhaftes Foto, Leichenteile in Gläsern und Andeutungen zu einem nekrophilen Nachtwächter vergangener Tage – alles ziemlich creepy. Schnell erlebt Martin bei seinen Nachtschichten unliebsame Überraschungen und wir müssen die ersten knackigen Jump Scares aushalten.

    Die souverän in Szene gesetzten Schockmomente sind unterm Strich aber nicht das, was uns die eindringlichsten Schauer über den Rücken laufen lässt und „Nightwatch“ schnell zu einem skandinavischen Highlight des Genres avancieren ließ. Den stark besetzten Horrorthriller treibt auch die knifflige Auflösung der Täterfrage voran – denn die ist bei weitem nicht so leicht zu beantworten, wie es zwischenzeitlich den Anschein hat. Neben Martin gerät vor allem sein umtriebiger und gegenüber Frauen wenig zimperlicher Kumpel Jens unter Verdacht, der Martin mit irrwitzigen Wetten anstachelt und nach dem Abendmahl schon mal ins Taufbecken kotzt.

    Toller Twist und fiebriges Finale

    Bornedal stellt die Spannungsschrauben innerhalb und außerhalb der Klinikmauern kontinuierlich enger und zieht nach einem raffinierten Plottwist, der hier nicht verraten wird, im letzten Filmdrittel schließlich alle Register. Sein stimmungsvoll vertonter und düster inszenierter Thriller mündet in ein dramatisches Finale, bei dem der Film sein finsteres unterirdisches Setting voll ausspielt. Dass „Nightwatch“ schon 30 Jahre auf dem Buckel hat, ist dem Werk dabei kaum anzumerken: Die nächtlichen Gruselmomente verfehlen ihre Wirkung nicht und entschädigen für kleinere Längen im Mittelteil, von denen man sich auf dem Weg zum Showdown nicht irritieren lassen sollte.

    Arthaus
    Wer ist der Mörder? Auch Schauspielerin Kalinka (Sofie Grabol) erlebt auf der Zielgeraden eine böse Überraschung.

    Wer „Nightwatch“ schon kennt und auch den später prominent gewordenen Cast um „Game of Thrones“-Liebling Nikolaj Coster-Waldau, „Pusher“-Star Kim Bodnia und den charismatischen Ulf Pilgaard („King's Game“) schätzen gelernt hat, wird sich besonders darüber freuen, dass Ole Bornedal die drei Schauspieler für das Sequel „Nightwatch 2 – Demons Are Forever“ ein weiteres Mal vor der Kamera versammelt. Kinostart ist am 16. Mai 2024. Unsere Kritik attestiert der Fortsetzung bereits, die dänische Antwort auf „Halloween“ und „Scream“ zu sein (zur FILMSTARTS-Kritik).

    Uncut Streaming-Tipp: Dieser legendäre Sci-Fi-Action-Kracher stand ganze 20 Jahre auf dem Index

    *Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top