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    Besser als "Kevin – Allein zu Haus": Dieser Überraschungserfolg wird eine neue filmische Weihnachtstradition
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Bei den Oscars war „The Holdovers“ als bester Film nominiert und gewann in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“. Doch mehr noch: Das nostalgische, emotional ausdifferenzierte Drama ist Spitzenanwärter darauf, ein Weihnachtsklassiker zu werden.

    Es gibt viele Filme, die Weihnachtstraditionen darstellen: „Der kleine Lord“, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und die „Sissi“-Trilogie haben ebenso einen Stammplatz auf der Mattscheibe wie „Stirb langsam“ und „Kevin – Allein zu Haus“, „Tatsächlich... Liebe“ oder „Der Grinch“. Allerdings ist es ein paar Jährchen her, dass ein neuer Film zum mehrere Altersgruppen freudig vereinenden Weihnachtsklassiker wurde. Doch im Winter 2023/24 wurde der Grundstein für eine neue Weihnachtstradition gelegt:

    Das ästhetisch wie erzählerisch voller 70er-Jahre-Flair steckende, trotzdem kein Stück verstaubte Drama „The Holdovers“, das reife, dennoch rührende Festtagsstimmung versprüht. Seit dieser Woche ist „The Holdovers“ im Heimkino erhältlich – wie gemacht als Ablenkung für Pollen-Allergiker*innen, verfrühtes Weihnachtsgeschenk oder Trostpflaster für die Adventszeit herbeisehnende Lebkuchen-Süchtige.

    Im Bonusmaterial findet ihr unter anderem ein kurzes Making-of sowie ein alternatives Ende. Wenn ihr darauf sowie auf den physischen Aspekt verzichten könnt: „The Holdovers“ ist auch als VOD via Prime Video* verfügbar.

    "The Holdovers": Adieu, Kevin – ich schau lieber Angus, Paul und Mary zu!

    Geschichtsprofessor Paul Hunham (Paul Giamatti) gehört zu den unbeliebtesten Leuten an der traditionsreichen Barton Academy. Er ist streng, hat einen eigenwilligen Sinn für Humor und er müffelt. Als 1970 die Weihnachtsfeiertage anstehen, bekommt er die unliebsame Aufgabe aufgebrummt, sich als Aufseher um die Schüler zu kümmern, die das Fest nicht bei ihren Familien verbringen. Besonders zum begabten, allerdings aufsässigen Angus (Dominic Sessa) entwickelt Hunham in den Folgetagen eine diffizile Dynamik:

    Sie fordern einander heraus – zwischen den Zeilen wird jedoch eine unerklärliche, gegenseitige Anerkennung deutlich. Gemeinsam mit der um ihren verstorbenen Sohn trauernden Köchin Mary Lamb (Da'Vine Joy Randolph) entsteht so ein Trio aus angekratzten Seelen, die einander helfen, die angeblich feierlichsten, doch auch schwersten Wochen des Jahres zu überstehen...

    Heimkino-Tipp: Nach diesem Film werdet ihr euer Leben überdenken

    Ein frecher Bube, der die (vermeintlich) schönste Zeit des Jahres ohne seine Familie verbringt, und nicht nur Streiche spielt, sondern zudem lernt, Nähe zuzulassen. Große, schöne US-Backsteinarchitektur. Und eine Geschichte, die trotz Chaos innige Weihnachtsstimmung ausstrahlt: Okay, okay – die Ähnlichkeiten zwischen „Kevin – Allein zu Haus“ und „The Holdovers“ sind rar und eher fadenscheinig.

    Aber ganz im Sinne des aufmüpfigen, es nie sonderlich böse meinenden Angus sowie des schnöselig-trockenhumorigen Hunham ist mir jede Gelegenheit lieb, einem Weihnachtsklassiker, dessen Faszination sich mir nie erschlossen hat, eins reinzuwürgen!

    Doch ganz gleich, ob ihr wie ich Alternativen zu „Kevin – Allein zu Haus“ sucht... oder aber gemeinhin Fans von Weihnachtsfilmen seid, die sich um Einsamkeit drehen, und dennoch mit viel Witz ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln: Ihr solltet unbedingt „The Holdovers“ auf dem Schirm haben! Denn die neuste Regiearbeit von „Sideways“-Macher Alexander Payne wird sich gewiss zum Weihnachtsklassiker mausern!

    Weihnachten mit den unbequemen, liebenswerten Dickschädeln

    Liebevoll mit einem sorgsam kreierten Retro-Vibe präsentiert, ist „The Holdovers“ ein mit viel Wortwitz geschmücktes Drama über eigenwillige Persönlichkeiten. Eigenwillige Persönlichkeiten, die sich zwangsweise reiben, aber lernen, miteinander umzugehen – ohne sich dabei zu verbiegen.

    Das ist ein universelles, nie alt werdendes Wohlfühlthema, das im Weihnachtssetting noch intensiver wirkt: Wer saß nie mit Leuten an einer Festtafel, die schwierig sind, und trotzdem sympathische Züge hatten? „The Holdovers“ fällt dabei weder in die „Wir müssen uns alle lieb haben, komme was wolle“-Kitschfalle, noch wird das grobkörnige Griesgram-Drama zum Trübsal-Blasorchester.

    Heimkino-Highlight: Dieser Film lässt einem das Blut in den Adern gefrieren – demnächst auch in 4K!

    Wie schon Kollege Oliver Kube in der FILMSTARTS-Kritik ausführte, ist der Film stattdessen eine „berührende, clever aufgebaute und in den Dialogen wie Situationen oft sehr witzige Coming-of-Age-Story“.

    Und die fällt dank der sich emotional voller Widerhaken entfaltenden Zwischenstationen sowie der ausdifferenzierten Performances des dreiköpfigen, zentralen Casts herb-herzlich, süß-säuerlich, trocken-tröstlich aus. Wie eine gute Feuerzangenbowle fürs Filmherz, halt. Wie könnte man dem im Advent widerstehen?

    Einer der Spukhaus-Klassiker schlechthin: Ikonische Fantasy-Horror-Saga kehrt ungekürzt ins Heimkino zurück

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