Gigantische Emotionen, die frei von Kitsch vermittelt werden, aber zum Nachdenken anregen: „Past Lives – In einem anderen Leben“ ist eine kluge, gefühlsintensive Auseinandersetzung mit der Frage, wie anders das Leben verlaufen wäre, hätte man diesen einen, alles verändernden Schritt etwas früher, später oder gar nicht getätigt.
Zugleich ist es ein authentisch erzähltes, filigran gespieltes Drama über Migration. Dafür erhielt „Past Lives“ von FILMSTARTS-Kritiker Björn Becher perfekte 5 von 5 Sternen. An den deutschen Kinokassen hinterließ das Filmdebüt der Autorin und Regisseurin Celine Song zwar wenig Eindruck, doch hoffentlich schlägt es nun größere Wellen: „Past Lives“ ist ab sofort beim Sky-Streamingdienst WOW im Abo verfügbar.
Insgesamt wurden in den deutschen Kinos bloß etwas mehr als 175.000 Tickets für „Past Lives“ gelöst, was nur ein Bruchteil dessen ist, was dieser herrliche Film verdient gehabt hätte.
Doch falls ihr schon zu seinen Fans gehört oder bei WOW zum Fan werdet, gibt es einen leichten Weg, euch noch intensiver mit dem wunderschön-ehrlichen Liebesdrama auseinanderzusetzen. Denn auf der Blu-ray* gibt es als Extra unter anderem einen Audiokommentar und eine Featurette über die Hintergründe des Films!
"Past Lives": Ruhig erzählt, voller großer Emotionen
Nora und Hae Sung gingen in Seoul gemeinsam zur Schule und waren unzertrennlich, doch dann wanderte Noras Familie nach Toronto aus. Zwölf Jahre später nehmen die nun in New York City lebende Nora (Greta Lee) und ihr Schulfreund via Facebook wieder Kontakt auf. Ihre digitale Freundschaft nimmt immer intensivere Züge an, bis Nora aus beruflichen Gründen die Reißleine zieht und eine kurze Funkstille erbittet.
Zwölf weitere Jahre später: Nora ist mittlerweile mit Arthur (John Magaro) verheiratet – und bekommt weit gereisten Besuch. Denn Hae Sung (Yoo Teo) ist nach New York geflogen, um Nora endlich wiederzusehen...
Heute Abend streamen: Der beste Netflix-Film aller Zeiten – ein chaotischer Stress-Trip mit Superstar in ungewohnter RolleCeline Songs autobiografisch angehauchtes Drama umgeht großräumig klischeehafte Konflikte, um stattdessen mit Fingerspitzengefühl und hellwacher Beobachtungsgabe vorzuführen, dass zwei unvereinbar wirkende Ansätze sehr wohl harmonieren können: „Past Lives“ ist einerseits ein durch und durch aufgeklärter, erwachsener und vernunftbetonter Film.
Selbst Hae Sung, der aus Zuneigung zu Nora den halben Globus umrundet, wird nicht als Mann dauernder Übersprungshandlungen skizziert. Songs Figuren sind im Leben angekommene, weitestgehend in sich gekehrte Menschen, die lieber grübeln (ob einsam, zweisam oder dreisam), als eine große Show aufzuführen. Dessen ungeachtet ist „Past Lives“ keine sterile, verkopfte Angelegenheit:
Die Geschichte zweier befreundeter Menschen, die sich mehrmals beim Gedanken ertappen, knapp eine gemeinsame Liebe versäumt zu haben, ist voller zärtlicher Blicke, verträumter Vorstellungen und bewegender Wortwechsel. Und so destilliert Song unnachahmlich das Gefühl, durch ein Wiedersehen einen Kloß im Hals zu haben, die verwirrende Emotion, glücklich zu sein und sich trotzdem „Was wäre, wenn...“-Fragen zu stellen, sowie das Paradoxon einer intensiven Zuneigung zwischen zurückhaltenden Menschen.
Wie diese Vielleicht-Dreiecksgeschichte ausgeht, sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten – nur, dass FILMSTARTS-Kritiker Björn Becher das Ende als „perfekten Abschluss“ bezeichnet, der den „erwachsensten, ehrlichsten, berührendsten, klarsichtigsten und klügsten Romantikfilme überhaupt“ abrundet. Haltet besser nicht nur ein Taschentuch bereit, sondern auch einen ganzen Abend frei: Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr nach dem Film erst einmal in aller Ruhe eure Gefühle und Gedanken kreisen lassen wollt!
Heimkino-Tipp: Nach diesem Film werdet ihr euer Leben überdenkenDies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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