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    Der "Paw Patrol"-Kinofilm ist wirklich härter als die Serie – aber er ist auch viel besser
    Julius Vietzen
    Julius Vietzen
    -Redakteur
    Julius ist bei FILMSTARTS zwar hauptsächlich für Superhelden, Sci-Fi und Fantasy zuständig, liebt aber auch Filme und Serien aus jedem anderen Genre.

    „Paw Patrol: Der Kinofilm“ ist nicht für alle kleinen Fans der „Paw Patrol“-Serie geeignet, weil hier nicht alles so glatt und problemlos abläuft. Aber FILMSTARTS-Redakteur Julius Vietzen findet: Genau deswegen ist der Film auch viel besser!

    2021 Paramount Pictures / Courtesy of Spin Master

    +++ Meinung +++

    Ich will mich nicht als „Paw Patrol“-Experten bezeichnen, denn das bin ich ganz sicher nicht, aber die eine oder andere Folge der TV-Serie habe ich schon geschaut. Und sicherlich spreche ich einigen anderen Eltern aus der Seele, wenn ich sage: „Paw Patrol“ nervt mich ein bisschen. Den „Paw Patrol“-Kinofilm fand ich dagegen aber ziemlich gut.

    Das lag sicherlich auch an der Atmosphäre im Kino und den vielen begeisterten Kindern und Erwachsenen um mich herum. Zu erleben, wie hier gestaunt, gelacht und gleich zweimal Szenenapplaus spendiert wurde (wann erlebt man das schon mal in Deutschland?), war schon irgendwie besonders. Aber je länger ich über den Film nachdenke, desto mehr bin ich überzeugt: Dass ich den Kinofilm besser finde als die Serie, lag auch daran, dass hier mit filmischen Mitteln eine Geschichte mit echten Figuren erzählt wird.

    Was der Kinofilm besser macht

    Zum ersten Mal gibt es nämlich – zumindest in meiner Wahrnehmung – so etwas wie Figurenentwicklung im „Paw Patrol“-Universum. In der Serie hat sonst jeder Hund genau eine Charaktereigenschaft: Feuerwehr-Dalmatiner Marshall ist ein Tollpatsch, Bauerarbeiter-Bulldogge Rubble hat immer Hunger. So war es und so wird es immer bleiben.

    Aber im Kinofilm ist das anders. Hier erleben wir nun erstmals, dass einer der Hunde an einer Aufgabe scheitert – und zwar ausgerechnet der mutige Chase, der eine traumatische Hintergrundgeschichte verpasst bekommt. Und wir erleben auch, wie Chase seinen Mut wiederfindet.

    Das mag manche Kinder im Kino geängstigt oder sogar verstört haben, wie etwa in den User-Kritiken hier auf unserer Seite zu lesen ist. Das will ich auch gar nicht abstreiten oder kleinreden. Ausführlicher mit diesem Thema hat sich sowieso schon mein Kollege Björn Becher in diesem sehr lesenswerten Text beschäftigt:

    Ist der "Paw Patrol"-Kinofilm zu hart für kleine Kinder? Die Altersfreigabe der FSK erklärt

    Aber ein 90-minütiger Film kann nicht einfach so aufgebaut sein wie eine Serienfolge, nur halt mit längerer Laufzeit. Ohne Charakterentwicklung und auf- und abschwellende Spannungsbögen wäre das über die abendfüllende Länge sterbenslangweilig. Und so mag der „Paw Patrol“-Film nicht ganz so geeignet für (einige) kleine Kinder sein wie die Serie, aber dafür gibt es hier wenigstens was zu lernen.

    In der "Paw Patrol"-Serie bleibt immer alles beim Alten

    Die „Paw Patrol“-Serie ist purer Eskapismus, sie ist eine Superhelden-Fantasie: Hunde in Einsatzanzügen und verschiedenen Fahrzeugen retten die Welt im Großen wie im Kleinen (und bekommen in der „Mighty Pups“-Reihe dann sogar tatsächlich Superkräfte).

    Eine „Paw Patrol“-Folge ist normalerweise 23 Minuten lang, und umfasst zwei Einsätze für die sogenannten Helfer auf vier Pfoten: kurze Einleitung, ein Hilferuf, dann rückt die Paw Patrol aus und rettet den Tag ohne größere Probleme. Das war's. Keine Figurenentwicklung, keine Konsequenzen, keine spannenden Themen (außer vielleicht ein bisschen Umweltschutz), kein Scheitern.

    Natürlich kann man argumentieren, dass das für eine Kinder-Animationsserie auch völlig ausreicht, und das würde ich vielleicht sogar unterschreiben. Aber der Kinofilm zeigt eben, wie es auch sein kann – und dass viele, egal ob Eltern oder Kinder, davon dann sogar noch mehr haben. Ich habe meine fünfjährige Tochter jedenfalls noch nie so begeistert von einer „Paw Patrol“-Folge vor dem Fernseher erlebt, wie sie es im Kino war. Klar, das liegt sicherlich zum Teil auch wieder an der Kino-Atmosphäre selbst. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass der Film einen einfach mehr mitreißt und packt.

    Paramount Pictures

    Und noch viel wichtiger: Ich finde es viel wertvoller, was Regisseur Cal Brunker und sein Team im Kinofilm zu den Themen traumatische Erfahrungen, Druck und Versagensängste zu vermitteln versuchen. Auch wenn das vielleicht alles nicht wahnsinnig innovativ oder weltbewegend ist.

    Hier sind die Hunde auf einmal keine unfehlbaren Superhelden mehr, sondern scheitern auch mal. Damit können sich Kinder womöglich nicht nur viel besser identifizieren, sie können gemeinsam mit Rider und Chase auch lernen, wie man mit solchen Situationen umgeht – auch wenn es im echten Leben dann vielleicht eher um Schule oder Kita geht, und nicht um brennende Gebäude und einstürzende Straßenbahn-Loopings.

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