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    Darum erinnert die neue MCU-Serie "Hawkeye" an "Stirb langsam" und so entstand das erste Marvel-Musical
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Björn Becher ersinnt mit seinen Kolleg*innen auch mal wilde MCU-Theorien und ist zudem für das berühmteste Kevin-Feige-Meme verantwortlich.

    Ab dem 24. November 2021 gibt es mit „Hawkeye“ die neueste Marvel-Serie auf Disney+. Wir haben mit Regisseur und Produzent Rhys Thomas über das große MCU-Weihnachtsevent gesprochen. Und der hatte gleich noch ein paar Filmtipps im Gepäck...

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    Mit den Serien auf Disney+ geht Marvel neue Wege – und das ist auch in „Hawkeye“ so. Es gibt nämlich das erste MCU-Weihnachtsevent mit Anspielungen auf Klassiker des Genres. Verantwortlich dafür ist Rhys Thomas. Der langjährige Regisseur und Produzent bei der legendären US-Sketch-Comedy-Sendung „Saturday Night Live“, der unter anderem auch die erfolgreichen Netflix-Comedy-Specials von John Mulaney inszenierte, hatte bei „Hawkeye“ gleich zwei wichtige Aufgaben.

    Als Ausführender Produzent trug er die Hauptverantwortung für die Serie im Tagesgeschäft. Zudem inszenierte er als Regisseur aber auch noch die ersten beiden Episoden, die es beide direkt am 24. November 2021 zum Serienstart auf Disney+ geben wird, sowie das große Finale der Serie selbst.

    Damit war Rhys Thomas natürlich der perfekte Gesprächspartner, um schon vor dem Start auf Disney+ über „Hawkeye“ zu sprechen. Da die Serie an Weihnachten spielen wird, wollten wir natürlich wissen, welche Klassiker ihn inspiriert haben, die ihr vorher vielleicht noch schnell schauen solltet. Und so gab er uns neben der nahe liegenden Antwort „Stirb langsam“ noch ein paar weitere Titel an die Hand. Und weil es im Trailer schon so eine prominente Rolle einnimmt, mussten wir natürlich auch über das erste Marvel-Musical sprechen.

    Doch bevor das Interview, in dem es unter anderem auch noch um die Entstehung der Action in Zusammenarbeit mit einer Legende der Stunt- und Marvel-Welt geht, folgt nur eine kurze Info, worum es in „Hawkeye“ geht.

    Das ist "Hawkeye"

    Eigentlich will Clint Barton (Jeremy Renner) nur ein paar Tage mit seinen Kindern vor Weihnachten in New York verbringen. Doch dann muss er sich wider Willen mit der selbst erklärten Nachwuchsheldin Kate Bishop (Hailee Steinfeld) zusammentun, die ins Visier der Tracksuit-Mafia geraten ist, weil man sie für sein früheres Alter Ego Ronin hält. Eigentlich will Clint nur das Missverständnis aufklären und schnell wieder nach Hause zu seiner Familie ...

    ... doch das ist nicht so einfach – vor allem weil Kate nicht locker lässt und überzeugt ist, einem Verbrechen auf der Spur zu sein. Denn sie verdächtigt den zwielichtigen Jack Duquesne (Tony Dalton), den neuen Verlobten ihrer Mutter (Vera Farmiga), in krumme Geschäfte verwickelt zu sein...

    FILMSTARTS: Rhys, „Hawkeye“ unterscheidet sich sehr von deinen bisherigen Arbeiten. Besonders auffällig sind natürlich die großen Kampfszenen, die ja eine neue Sache für dich waren. An diesen hast du mit Heidi Moneymaker gearbeitet, die ja nicht nur eine Legende in der Stunt- und Actionwelt ist, sondern auch eine besondere Marvel-Vergangenheit hat: Sie war Scarlett Johanssons Double als Black Widow. Wie war die Arbeit mit Heidi und war ihre vorherige MCU-Arbeit der Grund, sie wieder an Bord zu holen? Denn die Bewegungen von Kate Bishop erinnern mich ein wenig an Black Widow...

    Rhys Thomas: Oh ja, Heidi ist wirklich eine Legende. Und wir hatten ja noch ihre Schwester Renae dabei, die dann Haley als Kate gedoubelt hat. Es blieb also alles ein wenig in der Familie. Aber zu den von dir angesprochenen Parallelen zu Black Widow: Die haben wir nicht wirklich bewusst gesetzt.

    Gerade in den ersten beiden Folgen war unser Ansatz vielmehr, eine Kampf-Philosophie zu finden, die zu Kates bisheriger Erfahrung passt und ein wenig Chaos reinbringt. Sie hat zwar ihr ganzes Leben trainiert und eine Vorstellung von sich. Sie will eine Heldin, eine Art Hawkeye sein. Aber nun wendet sie ihre Fähigkeiten das allererste Mal in der echten Welt an – und sieht, dass was anderes ist. Und das tolle an der Zusammenarbeit mit Heidi und Renae war, wie sie diese Facette der Figur verstanden und umgesetzt haben.

    Darum kämpft die neue Marvel-Heldin so chaotisch

    FILMSTARTS: Jetzt sprichst du das Chaos rund um Kates Kämpfe schon an. Sie ist anfangs noch ein wenig, ich nenne es mal „tollpatschig“. Sie macht Fehler, aus denen dann ganz neue Bewegungen entstehen. Und das bringt auch jede Menge Spaß in die Action. Du hast ja vor allem einem Comedy-Hintergrund. War es dir deswegen wichtig, die Actionszenen so auch ein wenig aufzulockern? Das beschränkt sich ja nicht nur auf Kate. Auch Clint hat in der zweiten Episode eine richtig witzige Actionszene...

    Rhys Thomas: Ja, unbedingt. Und es passt ja auch zu den Figuren und bleibt ihnen treu. Bei Kate sieht man halt, dass es einen Unterschied zwischen ihren Kämpfen in einem Ring mit einem Schiedsrichter und in der echten Welt gibt.

    Mir war es wichtig, diese leichten Momente und dieses Chaos in der Action zu finden, aber es war genauso wichtig, die Action ein wenig zu erden. Wir haben hier mit Clint und Kate zwei Figuren, die sich weh tun, wenn sie geschlagen werden. Und es ringt ihnen Kraft ab, wieder aufzustehen. Und ich wollte das dem Publikum durchweg bewusst machen.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    FILMSTARTS: „Hawkeye“ ist aber keine reine Comedy-Serie, sondern wir haben direkt auch sehr dramatische Elemente – gerade rund um die Titelfigur. Wir sehen, wie sehr Clint unter seinem Heldendasein gelitten hat. Er muss ein Hörgerät tragen und hat viel zu viel Zeit entfernt von seiner Familie verbracht. Wie schwierig war es, diese Seite und dann so etwas wie die bereits angesprochene witzige Actionszene in der zweiten Episode zu kombinieren?

    Rhys Thomas: Das ist immer ein schwieriger Balanceakt, aber Clint hat nun einmal diese tragische Hintergrundgeschichte, die ja schon ganz wunderbar in den Filmen vorbereitet wurde. Und das gefällt mir an Marvels Herangehensweise. Sie haben diesen Weg schon lange eingeschlagen und es geht dann nur darum: Wie geht man ihn weiter?

    Und wir hätten da in „Hawkeye“ nun eine sehr düstere Richtung nehmen und ihn nur noch grüblerisch und verbittert zeigen können. Doch für mich liegt auch sehr viel Spaß in der Figur und ich habe diesen Tonfall aus den „Hawkeye“-Comics von Matt Fraction gezogen, die mich sehr inspiriert haben.

    Die zeigen, wie absurd Clints Leben schließlich ist. Er ist ein Mensch voller Fehler wie der Rest von uns. Überlege dir mal, wie es wäre, wenn du plötzlich ein Avenger, ein Held neben all diesen Superwesen wärst und damit umgehen müsstest?

    Diese Filmklassiker haben "Hawkeye" inspiriert

    FILMSTARTS: Eure Serie spielt kurz vor Weihnachten und man denkt sofort an all die Weihnachtsfilmklassiker. Ich habe direkt auch eine „Kevin – Allein zu Haus“-Anspielung entdeckt. Welche Filme haben euch denn sonst inspiriert und welche sollten sich Fans vielleicht vorher noch einmal anschauen?

    Rhys Thomas: Ich bin selbst ein riesiger Weihnachtsfilmfan und für mich war die Serie daher die beste Ausrede, um mir all meine Lieblinge noch einmal anzuschauen. Da gibt es natürlich Inspirationen. Als erstes muss ich „Stirb langsam“ nennen. Ich denke, es gibt sehr deutliche Parallelen zwischen John McClane und Clint Barton und wie sich diese beiden Figuren jeweils verhalten.

    „Kevin – Allein zu Haus“ hast du natürlich ganz richtig erkannt. Zudem ist da auch „Ein Ticket für Zwei“. Es ist schließlich auch die Geschichte einer Person, die unbedingt nach Hause zur Familie kommen will. Und für die ganze Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren war „Midnight Run“ ein großes Vorbild.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    FILMSTARTS: Zudem sehen wir in „Hawkeye“ noch das erste MCU-Musical. Leider bekommen wir ja nur ein paar kleine Momente zu sehen. Wie viel von dem Musical habt ihr wirklich gestaltet und wie war es eigentlich plötzlich so ein richtiges Broadway-Musical zu entwickeln?

    Rhys Thomas: Das war eine wirklich interessante Erfahrung und ist übrigens ganz witzig entstanden. Ich habe einfach über Wege nachgedacht, wie man Clint nerven kann: Was ist der letzte Platz auf der Welt, an dem er sein möchte? Und in einer Musical-Version seines eigenen Lebens zu sitzen, fühlte sich nach so einem Platz an.

    Ich habe das aber nur ganz beiläufig in einem Meeting gesagt, doch Kevin Feige war sofort begeistert und ist darauf angesprungen und meinte: „Wir machen das!“ Und so kam es, dass ich plötzlich mit Marc Shaiman und Scott Wittman [Anm.: zwei Broadway-Musical-Legenden, die u.a. den Mega-Hit „Hairspray“ erfanden] an einem Song samt Bühnennummer arbeitete.

    Wir haben dann am Ende nur den einen Song geschrieben. Den haben wir aber komplett aufgeführt, die ganze Nummer, auch wenn du in der Serie nur kleine Auszüge siehst. Und hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir uns wahrscheinlich noch mehr Songs überlegt, denn es war eine Menge Spaß.

    Mal ehrlich: Wie viel kreative Freiheit gibt’s bei Marvel?

    FILMSTARTS: So eine wirklich verrückte Idee zeugt ja schon von kreativer Freiheit. Doch wie läuft das bei Marvel genau, wo ja alles aufeinander abgestimmt ist und man immer all die anderen Titel beachten muss?

    Rhys Thomas: Ich war in der glücklichen Lage, mich voll auf meine Serie fokussieren zu können und weiß auch gar nicht, was die anderen so machen. Aber dafür gibt es bei Marvel dieses wunderbare Mastermind [Anm.: gemeint ist natürlich Kevin Feige]. Und wenn du bei der Entwicklung ein wenig auf eine falsche Fahrspur gerätst und einer anderen Serie oder einem Film in die Quere kommst, informiert er dich.

    Aber es gab zum Beispiel nie ein Regelbuch oder so. Es wird dir nicht gesagt, was du machen musst. Im Gegenteil: Sie lassen dich viel mehr erst mal frei rennen und nur hin und wieder gibt es dann kleine Straßenbegrenzungen, die dich wieder auf die richtige Spur bringen.

    Webedia GmbH

    „Hawkeye“ läuft ab dem 24. November auf Disney+. Die Mini-Serie besteht aus insgesamt sechs Folgen. Zum Auftakt gibt es gleich zwei Episoden, dann folgt wöchentlich eine weitere.

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