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    Heimkino-Tipp: Dieser fesselnde Gothic-Horrorfilm war einst geschnitten – jetzt feiert er seine ungekürzte HD-Premiere!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    „Die Wendeltreppe“ ist ein Meilenstein des Film noir, des Thrillerkinos und des Gothic-Horrors – und er beeinflusste einige ikonische Genre-Hits. Jetzt gibt es den Klassiker uncut und endlich in HD für's Heimkino.

    +++ Meinung +++

    Die Wendeltreppe“ ist längst nicht der berühmteste Suspense-Klassiker seiner Ära. Doch selbst wenn sein Ruhm nicht so weit reicht wie etwa der von diversen Hitchcock-Filmen, hat er eine passionierte Fangemeinde. Eine, die ihn – wie ich finde: völlig zurecht – als einflussreichen Meilenstein zelebriert, der sich genau auf der Schnittstelle zwischen Gothic-Horror, Psychothriller und Film noir befindet.

    Nach einem deutschen Kinostart 1948 sowie einer gekürzten Kinowiederaufführung in den 1960er-Jahren kam der Klassiker in voller Länge ins hiesige Fernsehen sowie auf den Videomarkt – als Videokassette und DVD. Jetzt endlich lässt er sich in den eigenen vier Wänden besser denn je erleben: Seit dieser Woche gibt es „Die Wendeltreppe“ auch auf Blu-ray sowie als DVD mit verbessertem Bildtransfer gegenüber früheren Veröffentlichungen.

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    Außerdem hat das Label Filmjuwelen seine „Die Wendeltreppe“-Edition mit Bonusmaterial geschmückt, wie etwa einem halbstündigen Radiobeitrag von Regisseur Robert Siodmak und Hauptdarstellerin Dorothy McGuire. Darüber hinaus enthalten die DVD sowie die Blu-ray ein informatives Booklet über den Film.

    "Die Wendeltreppe": Starker 40er-Jahre-Grusel, der lange nachwirkt

    Ein Serienmörder tötet innerhalb weniger Tage drei Frauen, die über eine Gemeinsamkeit verfügen – sie alle haben ein körperliches Leiden. Daher fürchtet das Dienstmädchen Helen (Dorothy McGuire), das in seiner Kindheit durch einen Vorfall verstummte, nun um sein Leben. Als im düsteren Herrenhaus der Familie Warren die Nacht hereinbricht, kann nur ein Besuch von Dr. Perry (Kent Smith) die verängstigte Helen halbwegs beruhigen. Doch im weitläufigen Anwesen kommt es alsbald zu einem schrecklichen Vorfall...

    Es passiert selten, dass die Academy of Motion Picture Arts and Sciences Schauspielleistungen aus düsteren Genres anerkennt. „Die Wendeltreppe“ ist genau dies gelungen: Ethel Barrymore wurde für ihre Leistung als Frau des Hauses in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“ für einen Oscar nominiert. Was derweil nicht von der Academy gewürdigt wurde, wohl aber von der Filmpresse und längst zum größten Erbe von „Die Wendeltreppe“ aufstieg, ist sein herausragender Look.

    In diesem Horror-Klassiker spielen zwei der größten Gruselstars der Geschichte mit – jetzt gibt’s ihn erstmals uncut im Heimkino!

    Siodmak und „Katzenmenschen“-Kameramann Nicholas Musuraca kreieren eine ebenso expressionistische wie eindringliche Bildsprache mit schneidenden Schatten, die das Warren-Anwesen beängstigend verformen. Außerdem gelingt es Siodmak, ein unentwegt stechendes Gefühl der Paranoia zu erzeugen: Man leidet mit der klasse gespielten Helen mit, spürt förmlich, wie sie vom Killer ausgespäht wird. Das geht konsequent in ein Gespür über, gefangen zu sein: So weiträumig das Herrenhaus sein mag, wirkt es noch immer viel zu klein, um der Gefahr entgehen zu können.

    „Die Wendeltreppe“ gehört zudem zu den frühesten Werken der Hollywood-Historie, in denen wir vereinzelt die Welt wortwörtlich aus der Sicht des Täters sehen. Solche „Point Of View“-Kameraeinstellungen sind spätestens seit „Halloween“ nicht mehr aus dem Horrorkino wegzudenken. Aber nicht nur dieser Klassiker enthält „Die Wendeltreppe“-DNA. So beginnt er, wie später „Panische Angst“ und „Scream 2“, mit einem schaurigen Kinobesuch. Und Siodmak absolviert einen Cameo, leiht er dem Killer in einer Sequenz doch sein Auge, das uns und sein Opfer in Nahaufnahme anstarrt.

    Die kurze Einstellung des gaffenden Auges diente als Vorbild für das berühmteste Bild aus dem hierzulande auch unter dem Titel „Jessy – Die Treppe in den Tod“ bekannten, ersten „Black Christmas“-Films – der wiederum eine der Slasher-Blaupausen schlechthin ist. Ebenso bediente sich der Italo-Schocker „Im Blutrausch des Satans“ an diesem Bild, während Horror-Ass James Wan in seinem ersten „Conjuring“-Teil zahlreiche Shots an die Licht- und Schattenspiele von „Die Wendeltreppe“ angelehnt hat.

    Es ist allerdings keinesfalls so, dass sich „Die Wendeltreppe“ heutzutage allein lohnt, um filmische „Ahnenforschung“ zu betreiben. Denn in gerade einmal etwas mehr als 80 Minuten erzählt dieser atemberaubend ausgeleuchtete Film auf stilvoll-spannende Weise von einem regelrechten Horrorabend im Leben einer vermeintlich wehrlosen Frau, die sich behaupten muss. Das ist erstens zeitloser Stoff und zweitens wahrhaft mitreißend und unter die Haut gehend umgesetzt. Tut euch den Gefallen und lasst euch auf „Die Wendeltreppe“ ein. Ihr werdet für Helen schreien wollen!

    Heimkino-Tipp: Prickelnd, makaber und finster – dieser sexy Mix aus Horror und Film noir erscheint jetzt erstmals in HD

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