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    "Nein!?" -"Doch!" "Ohh!": DAS hat es mit dem Kultzitat auf sich, das in Deutschland so gut wie alle kennen!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Fast alle haben diesen Dialog schon einmal zitiert, aber wo er herkommt, ist längst nicht so geläufig: Der drei knappe Worte umfassende, unfassbar einprägsame Austausch ist deutsches Kulturgut, das wir einem französischen Film zu verdanken haben.

    Filmjuwelen

    Er zieht sich in Deutschland durch fast alle Gesellschaftsschichten: Der absolute Kult-Wortwechsel, bestehend aus einem verwirrt-empörten „Nein!?“, einem energisch dagegen gehaltenen „Doch!“ und einem aufgesetzt-gefrusteten „Ohh!“

    So gut wie alle haben ihn schon einmal aus dem Mund von Bekannten, Arbeitskolleg*innen oder Verwandten gehört, und unfassbar viele haben ihn selbst schon zitiert. Aber längst nicht alle wissen, wo dieser kurze, stets lustige Dialog herkommt! Nun könnt ihr euch vielleicht zusammenreimen, dass „Nein!?“ -„Doch!“ „Ohh!“ ein Filmzitat ist, und womöglich wisst ihr bereits, dass der Dialog aus einem Film der französischen Comedyfilm-Ikone Louis de Funès stammt.

    Allerdings ist relativ unbekannt, dass der Wortwechsel durch eine im Original schlicht „Jo“ betitelte Komödie zu Ruhm gelangte. In Deutschland wurde der Film unter sogleich drei Titeln vermarktet: Als „Camouflage – Hasch mich, ich bin der Mörder“, schlicht als „Hasch mich – Ich bin der Mörder!“ und letztlich als „Louis mit dem Leichentick“.

    Die mittlere Variante hat sich schlussendlich im Heimkino durchgesetzt, allerdings ist „Hasch mich – Ich bin der Mörder!“ seinem Kulturgut-Status zum Trotz nirgends im Streaming zu finden. Wer den gesamten Kontext des unvergesslichen Zitats sehen will, muss also zur DVD greifen oder auf die nächste TV-Wiederholung warten.

    "Hasch mich – Ich bin der Mörder": Der Film zum Meme!

    Der exzentrische Erfolgsautor Antoine Brisebard (Louis de Funès) ist berühmt für Krimi-Theaterstücke. Als er von einem gewissen Monsieur Jo erpresst wird, probt Antoine daher dessen Ermordung, als sei sie eine Szene in seinem nächsten Stück. Ganz so kaltblütig ist Antoine dann aber doch nicht: Als er Jo begegnet, gibt er seinen Plan mit großer Geste auf. Als Jo dann durch einen Unfall trotzdem ums Leben kommt, muss schnell eine Lösung her, um dies zu vertuschen. Polizeiinspektor Ducros (Bernard Blier) hat jedoch ein feines Näschen für sonderbare Vorkommnisse...

    Im Laufe der vom mehrfachen Funès-Kollaborateur Jean Girault inszenierten, auf einem Bühnenstück von Alec Coppel basierenden Komödie konfrontiert Ducros den hibbeligen Antoine mit den Ergebnissen seiner bisherigen Ermittlungen. Daraufhin kommt es mehrmals innerhalb weniger Sekunden zum „Nein-Doch-Oh!“-Schlagabtausch, der schon durch die rasante Abfolge gehörig an Komik gewinnt (seht die Szene bei YouTube).

    Verstärkt wird der Reiz des Dialogs durch die kongeniale Betonung, mit der Gerd Martienzen (als Funès) und Martin Hirthe (als Blier) diese Wortfolge in der deutschen Synchro einsprechen. Verantwortet wurde die Synchro von Regisseur und Autor Hans Joachim Szelinski, der sich bei der 1972 erstellten Vertonung allerdings auf die Vorarbeit eines Kollegen berufen konnte.

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    Denn bereits im 1968 in Deutschland gestarteten „Oscar“ (auch bekannt als „Louis, der Traumtänzer“ und „Oscar, der Korinthenkacker“) kam der ikonische Wortwechsel vor – wenngleich weniger einprägsam. In der Chaoskomödie wird zwar ebenfalls „Nein!?“ -„Doch!“ „Ohh!“ gesagt. Allerdings wird dieses Zitat nicht derart ausgeschlachtet, erfolgt in einem weniger denkwürdigen Kontext und wird auch nicht ganz so prägnant betont (siehe YouTube).

    Dennoch gebührt Synchronautor und -regisseur Klaus von Wahl großer filmhistorischer Respekt. Denn er war es, der bei der Arbeit an „Oscar“ auf die Idee kam, den französischen Verbalschlagabtausch „Non!“ -„Si!“ -„Oh!!“ mit „Nein!?“ -„Doch!“ „Ohh!“ zu übersetzen. Das konnte Szelinski dann perfektionieren, als diese Dialogpassage in „Hasch mich – Ich bin der Mörder“ wiederholt und überspitzt wurde.

    Kult, weil es einfach immer passt

    Aufgrund der großen Popularität, die Louis de Funès jahrzehntelang in Deutschland feierte, wurde „Hasch mich – Ich bin der Mörder“ unzählige Male im Fernsehen wiederholt. Somit hatte die kultige Stelle mehr als genug Gelegenheiten, sich in die Köpfe eines Millionenpublikums einzubrennen. Den Rest machte das Publikum selbst: „Nein!?“ -„Doch!“ „Ohh!“ lässt sich in haufenweise Situationen rezitieren.

    Egal, ob man eine überraschende Erkenntnis rasch verarbeitet, ablehnenden Reaktionen beim Spieleabend direkt den Wind aus den Segeln nehmen will oder, oder, oder: Es passt einfach (nahezu) immer und ist eines der raren Filmzitate, bei denen Textsicherheit keinerlei Herausforderung darstellt. Kein Wunder also, dass das Zitat von Generation zu Generation weitergetragen wurde und nun Leute die Filmstelle nachmachen, die nicht nur den dazugehörigen Film nicht kennen, sondern denen selbst der Hauptdarsteller fremd ist.

    Dass diverse deutsche Comedians, darunter Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka, das Zitat nachgemacht und weiter popularisiert haben, gab „Nein!?“ -„Doch!“ „Ohh!“ ebenfalls Aufwind, genauso wie die unzähligen Internet-Comedyclips, die sich auf die Szene berufen. Diesen Evergreen-Status muss das auf einem „Bares für Rares“-Clip basierende Meme, die Worte „was wird“ zu wiederholen, wann immer sie jemand sagt, erst einmal erreichen!

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